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Professor Dr. Alfons Schnitzler
Direktor der Abteilung Bewegungsstörungen
und Neuromodulation der Neurologischen
Klinik,
Universitätsklinikum
Düsseldorf
Professor Dr. Schnitzler gilt
als einer der Pioniere bei der Entwicklung der ambulanten videogestützten
Parkinsontherapie und hat die Behandlung maßgeblich geprägt.
Wer kommt für die ambulante videogestützte
Parkinsontherapie in Frage?
Zum Einsatz kommt die Therapie
bei Patienten, bei denen eine Neueinstellung oder Anpassung der
Medikamente erforderlich ist. Das ist bei Parkinson-Patienten nicht
ganz einfach, einmal weil sie häufig eine ganze Reihe von Medikamenten
einnehmen müssen, die aufeinander abgestimmt werden müssen. Die
Medikamente können außerdem nur langsam umgestellt werden, und die
Umstellung muss ständig überprüft werden. Die Medikation muss den
Tagesabläufen des einzelnen Patienten angepasst werden, diese fallen
sehr unterschiedlich aus. Mit der ambulanten videogestützten Therapie
kann der Patient in seinem häuslichen Umfeld und seiner privaten
Tagesroutine beobachtet und eingestellt werden. Dem behandelnden
Neurologen ermöglicht dies wichtige Einblicke in den Tagesverlauf
der Beschwerden des Patienten. Diese Information kann er zum Vorteil
des Patienten in den Behandlungsplan einbeziehen.
Was hat sie bewogen, mit dem
neuen Behandlungsverfahren zu arbeiten?
Wir wollten mit der ambulanten
Videotherapie das therapeutische Angebot erweitern. Vorher war meist
ein längerer stationärer Aufenthalt notwendig, weil die Umstellung
eben nur sehr langsam erfolgen kann. Als kritisch anzusehen sind
ungewohnte Tagesabläufe in der Klinik, die so gar nicht den tatsächlichen
in der heimischen Umgebung entsprechen. Bei der ambulanten Videotherapie
werden 30 Tage lang über den Tag verteilt mehrfach Bewegungsabläufe
des Patienten in der Wohnung des Patienten dokumentiert. Der behandelnde
Arzt kann sich – wann immer er Zeit hat – die Bilder
ansehen und auswerten. Der Patient wird nach jeder Aufzeichnung
aufgefordert, eine Bewertung seines Zustands in Schulnoten anzugeben.
Beim Klinikaufenthalt sieht der behandelnde Arzt den Patienten in
der Regel einmal am Tag bei der Visite. Oft ist der Patient dann
auch noch aufgeregt und das tatsächliche Bild seiner Bewegungsfähigkeit
wird dadurch zusätzlich verfälscht. Nicht selten offenbaren die
häuslichen Videoaufnahmen, dass die subjektive Einschätzung der
Beweglichkeit des Patienten nicht mit der ärztlichen Bewertung übereinstimmt.
Dies kommt vor allem bei Patienten mit depressiver Stimmungslage
vor und erfordert dann eine andere Therapiestrategie als bei tatsächlich
schlechter Beweglichkeit.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit
der Methode?
Unsere Erfahrungen mit der ambulanten
Videotherapie sind sehr positiv. Weit über 90 Prozent der von uns
behandelten Patienten sind mit der Behandlung und dem Ergebnis zufrieden.
Wie kommen ältere Patienten mit
der Technik zurecht?
Es gibt in der Regel keine Probleme
mit der Handhabung, da der Patient nicht viel machen muss.
Die technische Anlage wird durch geschulte Mitarbeiter aufgebaut,
danach erfolgt eine ausführliche Einweisung. Aktiviert wird jede
Aufnahme automatisch durch einfaches Auflegen eines Transponders.
Per zusätzlich installiertem Fax erhält der Patient täglich die
Anweisungen für die neu abgestimmte Medikation. Notwendig ist nur
ein Telefonanschluss. Bei etwa 500 Patienten haben wir die ambulante
Videotherapie angewandt, Abbrüche der Therapie wegen Handhabungsproblemen
gab es nicht. Der Patient muss sich auch nicht überwacht fühlen,
das Kamerasystem wird an einer von ihm selbst bestimmten Stelle
aufgebaut. Er alleine entscheidet, wann er Aufnahmen machen will.
Wie helfen die Aufzeichnungen
dem Arzt bei der Medikamenteneinstellung?
Wir sehen mehrfach täglich 2-3-minütige
Aufzeichnungen von Bewegungsübungen, die üblicherweise auch in der
Klinik kontrolliert werden. Der Patient gibt dann eine Bewertung
seines Zustands an. Zusätzlich kann der Patient, wann immer er das
möchte oder sich schlecht fühlt, das System aktivieren und Bilder
aufzeichnen lassen. So können beispielsweise auch nächtliche Zustände
dokumentiert werden, in denen er schlecht beweglich ist. Für den
behandelnden Arzt sind diese Aufnahmen über einen so langen Zeitraum
äußerst wertvoll. Er kann sich einen besseren Einblick über die
individuellen Aktivitäten des Patienten und seine schlechten Phasen
mit erhöhter Bewegungsunfähigkeit oder Schmerzen machen und die
Medikamente sowie andere therapeutische Maßnahmen darauf abstimmen.
Wie kann ein Patient an der Behandlung
teilnehmen?
Die ambulante Videotherapie wird
sowohl von niedergelassenen Neurologen in Kooperation mit spezialisierten
Kliniken als auch von den spezialisierten Zentren selbst durchgeführt.
Ein Parkinson-Patient sollte sich daher an seinen Neurologen wenden
oder sich an eine Spezialklinik, die mit dem Verfahren arbeitet,
überweisen lassen. Wir in Düsseldorf behandeln Patienten sowohl
selbst als auch in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Neurologen.
Ein eindeutiger Nutzen ist, dass die ambulante Behandlung noch besser
mit der in der Klinik verzahnt und der Patient so bestmöglich beraten
wird. Die Kosten für die ambulante Videotherapie werden bisher von
den Ersatzkassen und auch einigen Landesvertretungen der AOK übernommen.
Bei anderen Krankenkassen muss vor Beginn der Behandlung die Kostenübernahme
geklärt werden.
Quelle: Presse-Information Cramer´s Informationsdienst
für Gesundheit und Wellness GmbH, 53604 Bad Honnef
Mehr
Informationen
zur
Methode
der
Videoüberwachung
der
Parkinson-Therapie
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