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Antibiotika-Therapie
Angebliche Penicillin-Allergien entwickeln sich zu einem echten Problem - für die Betroffenen und für alle Menschen
Viele Menschen die davon überzeugt sind an einer
Penicillin-Allergie zu leiden, täuschen sich - mit zum Teil verheerenden Folgen für ihre
Gesundheit und auch die Gesundheit anderer Menschen. In den USA glauben
laut einer Aussage der angesehenen Tageszeitung
Washington Post etwa 10% der Bevölkerung, dass sie
eine Penicillin-Allergie haben - doch nur 10% dieser 10%
haben tatsächlich eine Penicillin-Allergie. Die anderen 90%
könnten Penicillin oder ein anderes Antibiotikum aus der
Penicillin-Familie vertragen, ohne dass sie Zeichen
einer Allergie befürchten müßten.
Dieser auch in Europa
weit verbreitete Fehlglaube
an das Bestehen einer Penicillin-Allergie führt dazu, dass Patienten und
ihre Ärzte auf andere
Antibiotika ausweichen, die nicht zur Gruppe der
bewährten und preisgünstigen Penicilline gehören.
Zu beachten ist: wer ein Risiko vermeidet, geht automatisch ein anderes Risiko ein. Angewandt auf das hier dargestellte Problem stellt sich somit oft die Frage, ob das mit einer eventuell vorhandenen Penicillin-Allergie verbundene Risiko größer oder kleiner ist, als das Risiko, das von dem jeweiligen Austausch-Antibiotikum ausgeht?
Eine große Studie hat kürzlich gezeigt, dass bei angeblichen Penicillin-Allergikern das Risiko an einer gefährlichen Staphylococcus aureus (MRSA) -Infektion zu erkranken um 69% erhöht war und bei ebenfalls sehr gefährlichen Clostridium difficile Infektionen war das Risiko um 26% erhöht.
Oft werden bei dem nicht überprüften Verdacht auf eine Penicillin-Allergie Breitband-Antibiotika eingenommen, die nicht nur wesentlich teurer sind als Medikamente aus der Penicillin-Familie, sondern zum Teil hoch toxisch wirken und somit schwere Nebenwirkungen verursachen können.
Jetzt wurde im angesehenen Fachblatt British
Medical Journal eine in Großbritannien durchgeführte
wissenschaftliche Studie veröffentlicht an der 301.399
Erwachsene (Health Improvement Network database) teilnahmen,
bei denen in der Vergangenheit weder eine MRSA-
(multiresistenter Krankheitserreger), noch eine
Clostridium difficile- Infektion festgestellt worden
war.
Bei 64.141 Studienteilnehmern war vor Beginn
der Studie eine Penicillin-Allergie dokumentiert
worden. Die Forscher wiesen aber darauf hin, dass Studien
gezeigt haben, dass zehn Jahre nach Diagnosestellung 95% der
Patienten keine Allergiesymptome entwickeln, wenn sie ein
Penicillin einnehmen. Bei diesen Alt-Fällen sollte
daher mit Hilfe eines Allergie-Tests festgestellt werde, ob
die Diagnose Penicillin-Allergie noch relevant ist, oder ob
die Allergie mittlerweile verschwunden ist. Oft basiert die
Allergie-Diagnose auch auf Fehldiagnosen bei denen
beispielsweise von einer Virusinfektion verursachte
Hauterscheinungen als Penicillin-Allergie fehlgedeutet
wurden. Noch immer werden bei Virusinfektionen Penicilline
verordnet, obgleich diese Medikamente bei Viren bekanntlich nicht wirken.
In der hier vorgestellten Studie konnten die beteiligten Forscher nachweisen, dass Menschen bei denen eine Penicillin-Allergie dokumentiert war, deutlich häufiger an Infektionen mit gefährlichen multiresistenten MRSA-Keimen (Meticillin resistente Staphylococcus aureus ) bzw. Infektionen mit den ebenso gefährlichen Clostridridium difficile-Bakterien erkrankten. Experten empfehlen daher für die Zukunft die routinemäßige Überprüfung der Penicillin-Verträglichkeit mit Hilfe eines Allergie-Tests. Unterbleibt die Verifizierung der Allergie-Diagnose, so wird die ohnehin stark gestiegene Ausbreitung resistenter Bakterien weiter gefördert, was im großen Massstab zu gefährlichen Pandemien führen kann.
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Quelle: British Medical Journal, Juli 2018, Washington Post, Juli 2018,
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Quelle: JAMA Oktober 2018
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