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Blinddarmentzündung (Appendizitis)
Ein Verzicht auf die übliche Operation und eine alternativ dazu durchgeführte Antibiotika-Therapie ist bei unkomplizierten Blinddarmentzündungen aus ärztlicher Sicht zu verantworten.
Eine vermutete Entzündung des Blinddarms (Caekum)
stellt die häufigste Ursache für die bedrohliche
Diagnose "akutes Abdomen" dar - also einer akut
schmerzhaften Erkrankung im Bauchraum. Doch
differentialdiagnostisch kommen zahlreiche Erkrankungen in
Frage. Üblicherweise
wird der Wurmfortsatz (Blinddarm=Appendix) bei Verdacht auf
eine Entzündung operativ entfernt und danach im Labor
feingeweblich untersucht. In Deutschland werden so pro
Jahr rund 130.000 Blinddarm-Operationen
(Appendektomie) durchgeführt. Betroffen sind meist
Kinder und Heranwachsende. Das Risiko im Lauf des
Lebens an einer Appendizitis zu erkranken, liegt bei
rund 7%.
Doch im Nachhinein erweist sich die Diagnose
Appendizitis
erstaunlich oft oft als falsch. Bei 10 bis 40% aller
operativ entfernter Wurmfortsätze lässt sich später unter
dem Mikroskop keine Entzündung nachweisen. Wird die Diagnose
mit Hilfe einer zusätzlichen Computer-Tomografie gestellt,
so sinkt die Rate der Fehldiagnosen auf ungefähr 4%.
Erfreulicherweise ist die Sterblichkeit bei einer
Appendektomie mit 0,1% so niedrig, dass die
zahlreichen Fehldiagnosen kein allzu großes Problem
darstellen. Trotz dieses niedrigen OP-Risikos versuchen die
Bauchchirurgen natürlich doch, die Zahl der im Nachinein als
überflüssig eingestuften Operationen mit Hilfe einer
ausgedehnten Diagnostik zu minimieren.
Schon seit mehreren Jahren wird daher vwissenschaftlich untersucht, ob bei unkomplizierten vermuteten Blinddarmentzündungen auf eine Operation verzichtet werden kann, ohne dass die Gesundheit der betroffenen Patienten gefährdet wird. Die nun seit einigen Jahren unter anderem in Finnland erprobte Alternative zur Operation besteht in einer über drei Tage durchgeführten intravenösen Antibiotika-Therapie.
Dieses unkonventionelle Vorgehen erwies sich bei
Betrachtung kurzer Kontrollzeiträume - meist über ein Jahr -
als gut wirksam und daher aus ärztlicher Sicht als durchaus
verantwortbar.
Doch lange blieb die Frage
unbeantwortet, ob sich eine anstelle einer Appendektomie
durchgeführte Antibiotika-Behandlung auch über einen
längeren Zeitraum betrachtet aus ärztlicher Sicht bewährt.
Diese
praktisch wichtige Frage wurde nun mit Hilfe einer in
Finnland über einen Zeitraum von fünf Jahren durchgeführten
Therapie-Studie beantwortet. Die Ergebnisse der
Untersuchung wurden nun im Fachblatt JAMA publiziert.
An der Studie
hatten 530 meist erwachsene Patienten teilgenommen, die an einer akuten
Appendizitis erkrankt waren. Von diesen
Notfallpatienten wurden 257 nicht operiert, sondern mit Antibiotika behandelt. Bei
diesen Studienteilnehmern kam es in den nachfolgenden
fünf Jahren in 39% der Fälle zu einer erneuten
Blinddarmentzündung,
die nun mit einer Appendektomie behandelt wurde.
Doch da nur in 2% dieser Fälle eine komplizierte
Appendizitis diagnostiziert wurde, kamen die Forscher zu dem
Schluss, dass der ursprüngliche Verzicht auf eine
Appendektomie und die vor Jahren ersatzweise vorgenommene
Antibiotika-Therapie zumindest in unkomplizierten Fällen
durchaus eine medizinisch verantwortbare Alternative zur
bisher üblichen Operation darstellt. Ansonsten ergab
die Analyse der im Fünfjahreszeitraum beobachteten
Komplikationen, dass es in der Gruppe der operierten
Patienten häufiger zu Komplikationen gekommen war
(24.4%), als in der Antibiotika-Gruppe (17.9%).
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2018;320(12):1259-1265. doi:10.1001/jama.2018.13201
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