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Magnesium – mehr als ein Wadenkrampf-Killer
Des Deutschen Lieblingsmineral wird noch immer
unterschätzt
Jeder weiß es, jeder nimmt es: Bei
nächtlichen Wadenkrämpfen fehlt Magnesium!
Doch damit öffnet sich nur ein winziges Fenster auf das
breite Wirkungsfeld des wertvollen Minerals, das in unserer
Nahrung viel zu spärlich vorkommt. Auch Herz und Stoffwechsel
brauchen Magnesium, Schwangere und Sportler sowieso. Mit der
Nahrung allein lässt sich der Bedarf kaum decken und bei der
Substitution kommt es auf die richtige Zubereitung an.
In keinem Land der Erde wird so viel Magnesium-Zusatz
verwendet wie in Deutschland, betont Prof. Dr. Jürgen
Vormann (München), lange Jahre Vorsitzender der Deutschen
Gesellschaft für Magnesium-Forschung. Und dennoch gibt es viel
zu viele Menschen mit Magnesiummangel. Der hat aber die
unterschiedlichsten Gesichter und macht sich keineswegs nur mit
Wadenkrämpfen bemerkbar. Abgeschlagenheit, Augenlidflattern,
Herzrhythmusstörungen bis hin zu Diabetes und psychischen
Störungen können dezente Hinweise auf einen schlechten
Magnesium-Status liefern. Doch wie sollten Arzt und Patient auf
diese Ursache kommen?
Nur etwa ein Prozent des körpereigenen Magnesiums befindet
sich im Blut und lässt sich in einer Blutprobe bestimmen. Das
meiste Magnesium lagert im Knochen und wird bei Bedarf dort
abgebaut und ausgeschwemmt. Aber der Magnesiumgehalt des
Knochens lässt sich unter üblichen Umständen nicht messen und
eine Verarmung auch nicht feststellen. Ein normaler
Magnesium-Blutwert sagt also nichts über die Gesamtsituation
aus. Erst wenn die enormen Speicher weitgehend geleert sind,
sinkt auch der Serumwert.
Daran wird auch deutlich, dass ein Magnesiummangel nicht mit
ein, zwei Bananen zu beheben ist. Denn solch eine
Mangelsituation baut sich über längere Zeiträume auf und
benötigt daher auch eine längerfristige Substitution. Magnesium
ist in unserer Nahrung zwar durchaus vorhanden - grünes Gemüse,
Nüsse, Vollkorngetreide beispielsweise – müssen aber in relativ
großen Mengen zugeführt werden. Schon um die normale Tagesration
von 300 mg zu erreichen, müsste man etwa zehn Bananen täglich
essen.
Zudem ist der Magnesiumbedarf individuell höchst
unterschiedlich. Mit dem Schweiß geht Magnesium verloren. Über
die Nieren wird ein geringer Anteil des Magnesiums
ausgeschieden. Bei manchen Nierenerkrankungen, aber auch bei
Diuretika-Therapie, kann die Magnesiumausscheidung erheblich
ansteigen. Selten gibt es angeborene Störungen der
Magnesiumresorption, die eine extrem hohe Magnesiumzufuhr – etwa
1500 mg - erforderlich macht.
Nicht alle Magnesiumzubereitungen sind gleichermaßen gut
geeignet. Organische Verbindungen wie etwa Magnesiumcitrat
werden leichter resorbiert als anorganische. Von einer direkten
Kombination mit Kalzium rät Vormann ab, da es zur Komplexbildung
kommen kann, was die Aufnahme im Darm erschwert. Um einen
Magnesiummangel auszugleichen muss die Tagesdosis höher als 300
mg liegen. Wer zu Durchfällen neigt, sollte die Dosis über den
Tag verteilt einnehmen. 300 mg bereiten meistens keine Probleme,
bei 600 mg sieht es schon anderes aus. Allerdings, so Vormann,
gewöhnt sich der Körper im Lauf der Substitution in der Regel
auch an die höheren Dosierungen. Warum? Darauf gibt es noch
keine Antwort.
Dr. Ulrike Röper
Medizinjournalisten-Stammtisch, München 2017
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