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Burnout-Syndrom - ist es wirklich so häufig wie die Medien
berichten?
Auch in der Medizin gibt es Moden, die sich in einer
verblüffenden Häufung bestimmter "cooler" Diagnosen
widerspiegeln.
Heute hat man als Beobachter den Eindruck, dass jeder der
beweisen will wie tüchtig er ist, ein Burnout-Syndrom vorzuweisen
hat unter dem er leidet. Diese vielbeschriebene Kombination schwammiger Symptome soll
dann beweisen, wie sehr sich ein Individuum in seinem Job engagiert.
Ein Burnout-Syndrom ist angeblich eine auf Überforderung zurück
zu führende, allgemeine psychische Überlastung. Nahezu
jeder, der etwas auf sich hält, hat es. Und selbst unter Ärzten
soll das Burnout Syndrom wie eine Epidemie extrem weit verbreitet
sein. Aber Skepsis scheint angebracht zu sein.
Kürzlich wurde im renommierten Fachblatt British
Medical Journal der Leserbrief eines erfahrenen Forschers
und "Burnout Experten" veröffentlicht, in
dem er auf ein Editorial seiner Forscher-Kollegen
Lemaire und Wallace hinwies, das sich mit der an eine Epidemie
erinnernden Verbreitung des Burnout Syndroms in der Ärzteschaft
beschäftigte.
Der am Institute of Work and Organizational Psychology,
der Universität von Neuchâtel, Schweiz, tätige Autor
Dr. Renzo Bianchi
vertritt in seinem Beitrag die Meinung, dass die angebliche Burnout-Epdemie
seiner Ansicht nach nur eine
"akademische Fiktion" ist - also möglicherweise nicht
existiert.
Im Stil des aus einem Märchen
bekannten Ausspruchs "Aber der Kaiser hat doch gar keine Kleider
an!" erinnert der Autor daran, dass es für das Krankheitsbild
Burnout Syndrom seit 40 Jahren keine allgemein anerkannte wissenschaftliche Beschreibung der
die Erkrankung verbindlich definierenden Symptom-Kombination gibt.
Es ist - trotz einer Vielzahl publizierter Fachartikel -
überhaupt nicht bekannt, was ein Burnout Syndrom eigentlich ist
und was es von anderen psychischen Leiden unterscheidet.
Dr. Bianchi äußerte den Verdacht, dass der Begriff
Burnout Syndrom zum Schutz der Patienten
beschönigend
verwendet wird, um den wahrscheinlich eher
zutreffenden Begriff einer berufsbedingten
Depression zu vermeiden. Viele sind offenbar der Meinung,
dass es weniger schädlich für die Kariere ist, wenn man unter
einem Burnout-Syndrom leidet und nicht unter einer klinisch
relevanten Depression. Um sich Klarheit über die tatsächliche Häufigkeit
dieser psychischen Störungen zu verschaffen, sollte man bei
wissenschaftlichen Bewertungen und der Diagnosestellung den
anerkannten und kaum umstrittenen Begriff Depression verwenden und nicht verharmlosend
von Burnout sprechen.
Für Depressionen gibt es aber schon längst
eindeutige Diagnosemaßstäbe, die den praktischen Umgang mit dem
Leiden erleichtern und eine effektive Therapie möglich machen.
Quelle: British Medical Journal
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