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Gesunde Ernährung
Die Geheimnisse des
Darms lüften
Eine aberwitzige Vielzahl von Bakterien besiedelt den
menschliche
Darm. Genauer gesagt 10 hoch 12 pro Gramm
Stuhlgang (Fäzes). Sie gehören überwiegend zu fünf großen
Bakterienfamilien. Dank moderner Untersuchungsmethoden
lassen sich diese heutzutage identifizieren und
auch quantifizieren. Doch so richtig schlau wird man aus den
bisherigen Ergebnissen nicht. Noch nicht!
Adipositas, Alzheimer, Parkinson,
Allergien,
Reizdarm,
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – die Liste der
Krankheiten, die mit einer bakteriellen Fehlbesiedlung
im Darm in Verbindung gebrachten werden, ist lang.
Und
ebenso zahlreich sind die Empfehlungen zur
Normalisierung der Darmflora. Allerdings ist bisher kaum
etwas eindeutig bewiesen. Das liegt zum einen an der
komplexen Materie sowie an den erst seit kurzem
verfügbaren diagnostischen Möglichkeiten. Zum anderen
auch an den schwierigen Studienbedingungen. Denn wer
möchte zum Beispiel wochenlang immer nur
Kartoffeln
essen, damit man sieht, welchen Bakterien sich dadurch
besonders gut oder schlecht vermehren.
Gesicherte Erkenntnisse sind rar, betont der Biologe
Privatdozent Dr. Andreas Schwiertz vom Institut für
Mikroökologie in Herborn-Hörbach. Die bakterielle
Besiedlung des Darmes ist eindeutig abhängig von der
Ernährung. Die Bakterienarten von
Vegetariern
unterscheiden sich von denjenigen bei Menschen, die auch
Fleisch essen. Interessant ist, dass sich die Darmflora
von Vegetariern, anders als die von Fleischessern,
mitunter innerhalb kürzester Zeit (Tage), verändert.
Geografische Unterschieden spielen hingegen eine
geringere Rolle als die Ernährung.
Erst die Darmbakterien ermöglichen es dem Menschen,
seine Nahrungsmittel optimal zu nutzen, sprich zu
verdauen. Sie schließen die Nährstoffe so auf, dass
diese vom Körper aufgenommen werden können, und
unterstützen daneben auch die Synthese essentieller
Vitamine.
Der wohl bekannteste Vertreter der Darmkeime – E. coli –
macht weniger als ein Prozent der Darmflora aus und
führt höchst selten zu Durchfall. Die ebenfalls
bekannten Milchbakterien (Laktobazillen und Bifidus)
stellen beim Erwachsenen etwa fünf Prozent der
Darmkeime, bei Säuglingen ist ihr Anteil deutlich höher.
Die mit rund 20 Prozent häufigsten Bakterienarten
gehören zur Gruppe der Bacteroidetes.
Die Zufuhr von Bakterien per probiotisch angereicherter
Lebensmittel ist kaum mehr als Kosmetik, da die
Keimmenge viel zu gering ist. Anders sieht es bei hoch
konzentrieren Bakterienpräparaten aus. Selbst wenn die
Keime nicht mehr vermehrungsfähig sind, dienen sie, so
Schwiertz, als toxinbindende Puffer. Einen festen
Stellenwert hat die Probiotika-Gabe bei der
Helicobacter-Eradikation mittels Triple-Therapie. Hier
steigt die Erfolgsrate von 80 auf über 90 Prozent, wenn
Probiotika mitmischen. Warum, weiß niemand.
Dass Antibiotika-Therapien die Darmflora gehörig
durcheinander bringen, ist schon lange bekannt. Es
dauert oft Wochen und Monate, bis sie sich wieder
normalisiert hat. Eine sogenannte
Stuhltransplantation,
d. h. die Übertragung der Fäzes eines Gesunden auf einen
Patienten, konnte entgegen anderslautender Werbung
bisher nur bei einer Erkrankung überzeugen: dem Clostridium-difficile-Durchfall.
Eine Studie mit Stuhltransplantation bei Mäusen hat vor
einigen Jahren eine Hypothese befeuert, die nur allzu
gern aufgegriffen wurde, aber nicht als bewiesen gelten
kann: Darmbakterien führen zu
Übergewicht (Fettsucht=Adipositas).
Der Kot von
genetisch dicken Mäusen wurde auf dünne Artgenossen übertragen.
Diese wurden daraufhin ebenfalls dick. Eine andere
Mäuse-Studie hat ebenfalls zu einer interessanten
Beobachtung geführt. E. coli können Sättigungsgefühl
auslösen. Erreichen Kolibakterien im Darm von Mäusen
eine bestimmte Menge, produzieren sie ein Protein, dass
Mäuse zu einer geringeren Nahrungsaufnahme veranlasst.
Bei Menschen konnte solch ein Effekt (noch) nicht
nachgewiesen werden.Besonders spannend sind Forschungen, die der Frage
nachgehen, ob ,und wenn ja welche, Substanzen Bakterien
produzieren, um damit in den menschlichen Stoffwechsel
einzugreifen. Allerdings ist es noch ein langer Weg, bis
mit ersten belastbaren Erkenntnissen zu rechnen ist.
Quelle: Dr. Ulrike RöperMedizinjournalisten-Stammtisch, München 2016
Die
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ist eine elektronische industrieferne Bibliothek, die man über das Internet benutzen kann.
Sie enthält
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