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Herzinfarkt-Prophylaxe mit der Polypill - das unkonventionelle Konzept einer allgemeinen Herzinfarkt-Vorbeugung in einer Art "Schrotschussverfahren"  hat ihre erste  Bewährungsprobe in der Praxis bestanden

Im Jahr 2003 publizierten britische Wissenschaftler einen unkonventionellen Vorschlag zur Herzinfarkt-und Schlaganfall-Vorbeugung. Um das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko drastisch um mindetens 80% zu senken, sollten alle Menschen ab einem bestimmten Alter  - unabhängig von ihrem tatsächlichen Gesundheitszustand - pro Tag eine sog. Polypill schlucken. Diese Tabletten sollten sich aus sechs Wirkstoffen zusammensetzen, die sich in der Vergangenheit in zahlreichen Studien bei der Bekämpfung einzelner Risikofaktoren für diese lebensbedrohlichen Herz-Kreislauferkrankungen bewährt hatten.
Es handelte sich um bekannte Medikamente, die den Blutdruck und die Blutfette senken, bzw. die Blutgerinnung herabsetzen - so wie beispielsweise das seit vielen Jahrzehnten bekannte Schmerzmittel Aspirin, das die Blutgerinnungsfähigkeit beeinflusst.  Die Forscher errechneten bei breiter Anwendung der Polypill eine  Senkung des Herz-Kreislaufrisikos um mehr als 80%. Sie gingen rein rechnerisch davon aus, dass der zu erwartende Nutzen aufgrund der niedrigen Dosierung  der Wirkstoffe in jedem Fall größer sein würde als die Gefahr die von nicht vermeidbaren Nebenwirkungen ausgeht.

Die hochwirksamen Wirkstoffe sollten nach der Vorstellung der Autoren des Vorschlags auch dann in niedrigen Dosierungen  geschluckt werden, wenn die behandelten Personen die zu bekämpenden Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall überhaupt nicht aufwiesen.
So sollten beispielsweise die in der Polypill enthaltenen blutdrucksenkenden Substanzen auch dann eingenommen werden, wenn der Blutdruck der Personen entweder nicht gemessen worden war oder aber im Normbereich lag.  Es verwundert nicht, dass dieser ungewöhnliche Vorschlag für eine allgemeine Herzinfarkt-Prophylaxe auf Bevölkerungsebene bei Ärzten und Medien überwiegend auf Unverständnis und Skepsis stieß.

Doch andere Wissenschaftler wagten es, das innovative Prophylaxe-Konzept versuchsweise in der medizinischen Praxis  umzusetzen. Ein Wissenschaftlerteam veröffentlichte nun - acht Jahre später und ebenfalls im British Medical Journal - die Ergebnisse einer internationalen Studie, die der in dieser Untersuchung verwendeten Polypill bescheinigte, dass sie tatsächlich in der Lage ist,  das Herz-Kreislaufrisko völlig unabhängig vom Vorhandensein nachgewiesener Risikofaktoren drastisch zu senken. 
An dieser Untersuchung nahmen 378 Personen teil, die nach dem Zufallsprinzip entweder täglich eine Polypill einnahmen,  oder aber ein wirkstofffreies Scheinmedikament (Plazebo). Es zeigte sich nach dem Ende der Untersuchung und der Auswertung der erhobenen Daten, dass die in diesem Fall  aus nur vier Wirkstoffen zusammengesetzte Polypill (75 mg Aspirin, 10 mg Lisinopril, 12.5 mg Hydrochlorothiazid und 20 mg Simvastatin.) das vorausberechnete statistische Herz-Kreislaufrisiko wie erhofft um 50% senkte.  Dabei zeigte sich die Wirkung der sehr niedrig dosierten Medikamente sehr schnell.  Schon nach einer Einnahme der Polypill über drei Monate konnte der Blutdruck um 10 mmHg und die Konzentration des sog. "bösen Cholesterins (LDL-Cholesterin) um 0.8 mmol/L  gesenkt werden.

Mehr Informationen zu der Studie können Sie der (englischsprachigen) Originalquelle entnehmen: