
Quelle:
Presse-Information UNIVERSITÄT WITTEN/HERDECKE, Pressestelle,
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public@uni-wh.de,
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Ist
extremes Übergewicht vielleicht doch Schicksal?
Forscher
der Universität Witten/Herdecke suchen nach Vorhersage-Möglichkeiten,
ob Abnehmen überhaupt möglich ist Was wäre, wenn extrem übergewichtige
Menschen durch Besonderheiten etwa im Stoffwechsel gar nicht
abnehmen könnten? Welche Abläufe, welche Botenstoffe könnten
als "Marker", als Hinweis auf diese individuelle
Ausprägung dienen? Kann man am Ende vorhersagen, wem eine
Kombination aus Ernährungsumstellung und Bewegung helfen wird,
sein Übergewicht los zu werden und wem nicht? Das sind die
Fragen, die Prof. Dr. Thomas Reinehr und sein Team an der
Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln, Kinderklinik
der Universität Witten/Herdecke, erforschen. Über die Ergebnisse
berichtet er am 8. Oktober auf dem Tag der Forschung an der
Universität Witten/Herdecke in einem Kurzvortrag ab 12.15
Uhr.
"Wir
haben in einer Studie rund 1.000 Kinder und Jugendliche, die
an extremem Übergewicht leiden, behandelt. Sie bekamen Ernährungs-
und Verhaltenshinweise, die Eltern wurden einbezogen und Bewegung
gehörte dazu. Bei
70% der Kinder wirkte diese Therapie, bei dem Rest nicht.
Wir wissen nicht warum, aber wir suchen nach den Gründen",
beschreibt Reinehr die Ausgangslage.
Marburger
Forscher äußerten den ersten Verdacht, Veränderungen in einem
bestimmten Gen, dem sog. MC4R, könnten eine Vorhersage ermöglichen.
Genau diese Mutation führt auch dazu, dass diese Kinder zwar
mit einer Lebensstil-Intervention abnehmen können, dann aber
im Gegensatz zu den Kindern ohne Mutation wieder zunehmen².
Im letzten Jahr konnten die Dattelner Forscher dann einen
weiteren Schritt tun: "Es gab den Verdacht, dass die
Wirksamkeit des Botenstoffs Leptin, der das Hungergefühl hemmt,
gestört ist. In einer Studie3 haben wir nachweisen können,
dass die Leptin-Konzentration bei übergewichtigen Kindern
ohne Gewichtsreduktion am höchsten war", beschreibt Reinehr
das Ergebnis. Das bedeutet, dass bei diesen Kindern nicht
die Konzentration entscheidet, sondern dass Übergewichtige
vielleicht die Nachricht des Botenstoffes nicht aufnehmen,
weil die notwendigen Rezeptoren fehlen oder nicht funktionieren.
"In neuester Zeit gehört die Metabolomik zu unserem Forschungsgebiet.
Beim
Stoffwechsel entstehen Zwischenprodukte, und an denen hoffen
wir erkennen zu können, wie die Wechselwirkung genau funktioniert.
Dazu haben wir 216 solcher Metaboliten bei 80 Kindern gemessen
und 68 zeigen in den Werten Auffälligkeiten, welche jetzt
weiter charakterisiert werden", blickt Reinehr in die
Zukunft seiner Forschung. Mit diesem und anderen Vorträgen
auf dem Tag der Forschung am 8. und 9. Oktober 2010 präsentiert
die Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke
ihre Zielrichtung der integrativen und personalisierten Gesundheitsversorgung.
Integrativ bedeutet, dass alle Disziplinen und Formen der
Medizin genutzt werden, die dem Patienten helfen können. Schulmedizin
ebenso wie chinesische Medizin oder anthroposophische. Und
um das herauszufinden, muss die gesamte Persönlichkeit des
Patienten ebenso berücksichtigt werden wie neueste Forschungsergebnisse.
"Mit
personalisierter Medizin meinen wir einerseits die Tatsache,
dass immer mehr Medikamente und Behandlungen die jeweils individuellen
genetischen Besonderheiten des einzelnen Patienten berücksichtigen.
Und das möchten wir andererseits erweitern, indem wir den
angehenden Ärzten vermitteln, nicht nur die körperliche Seite
der Patienten, sondern auch die psychologische, geistige,
ökonomische oder spirituelle Dimension in der Krankengeschichte
zu sehen", erläutert Prof. Dr. med. E. G. Hahn als Dekan
der Fakultät für Gesundheit der UW/H den zweiten Punkt. In
dem Begriff Gesundheitsversorgung schließlich verbirgt sich
das Bestreben, nicht nur Krankheiten einzelner Patienten zu
erkennen und zu behandeln, sondern auch, an die Förderung
von Gesundheit insgesamt oder aber die Betreuung von sterbenden
Patienten genauso wie an die Kosten der Gesundheitsversorgung
zu denken. Und dazu müssen alle Gesundheitsberufe über die
immer noch bestehenden Abgrenzungen hinweg zusammen arbeiten.
1)
Reinehr et. al Bundesgesundheitsblatt 2010 in press
2)
Obesity Research 2009
3)
International Journal of Pediatric Obesity. 2009;
Weitere
Informationen bei Prof. Dr. Thomas Reinehr,
T.Reinehr@kinderklinik-datteln.de
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