Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
(BVL), Jochen Heimberg
Atlas
zu resistenten Krankheitserregern und Antibiotikaverbrauch
für Deutschland erschienen
BVL, Paul-Ehrlich-Gesellschaft und Universitätsklinik
Freiburg stellen Antibiotika-Resistenzatlas "GERMAP 2008"
vor.
Zahlreiche bakterielle Krankheitserreger wie Staphylococcus aureus,
Escherichia coli und Enterokokken sind unempfindlicher gegen Antibiotika
geworden, so dass die durch sie ausgelösten Krankheiten bei
Menschen wie Tieren immer schwieriger zu behandeln sind. Dies
ist das Ergebnis einer heute in Bonn vorgestellten, gemeinsamen
Veröffentlichung des Bundesamts für Verbraucherschutz
und Lebensmittelsicherheit, der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für
Chemotherapie und der Infektiologie am Universitätsklinikum
Freiburg. Mit dem vorgelegten Antibiotika-Resistenz und -Verbrauchsatlas
stehen erstmals für Deutschland in einer Zusammenschau Informationen
zur Resistenzhäufigkeit bakterieller Erreger und zum Verbrauch
von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin zur Verfügung.
Der Atlas ist ein erster Schritt, um die Risiken bestehender und
potenzieller Resistenzentwicklungen zu bewerten und Empfehlungen
für die Behandlung von Menschen und Tieren mit Antibiotika
zu entwickeln.
Aus
Sicht der Fachleute muss der Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen
in Deutschland mit größerem Nachdruck entgegengetreten
werden. Die Projektpartner kritisierten, dass Fehler bei der Verschreibung
und dem Umgang mit Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin,
aber auch bei Landwirten und Patienten die Entstehung antimikrobieller
Resistenzen begünstigt. Jede überflüssige Antibiotikatherapie
begünstigt die Entwicklung von Resistenzen. Besonders beim
Einsatz von Antibiotika in großen Nutztierbeständen
erinnerten die Projektpartner daran, dass Antibiotika nicht verwendet
werden dürfen, ungeeignete Haltungsformen und Mängel
bei der betrieblichen Hygiene auszugleichen. Darüber sind
weitere Untersuchungsprogramme in der Human- und Veterinärmedizin
notwendig, um die Resistenzentwicklung fortlaufend zu verfolgen
und Risiken frühzeitig zu erkennen.
Der
Antibiotika-Resistenzatlas "GERMAP 2008" stellt auf
rund 160 Seiten Daten zu zahlreichen relevanten Infektionserregern
und zum Verbrauch von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin
dar. Die zusammengeführten Daten stammen aus unterschiedlichen
Monitoringprogrammen, Einzelprojekten, Krankenhäusern und
aus dem ambulanten Bereich.
BEZUG DES ANTIBIOTIKA-RESISTENZATLAS "GERMAP 2008"
Der Antibiotika-Resistenzatlas 2008 steht online zur Verfügung
unter
http://www.bvl.bund.de/germap2008
oder http://www.p-e-g.org/econtext/germap2008
Der
Antibiotika-Resistenzatlas 2008 kann auch in gedruckter Fassung
zu einem Preis von 25 Euro incl. Versandkosten gegen Rechnung
bezogen werden bei der
Paul-Ehrlich-Gesellschaft
für Chemotherapie
Campus Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg
von-Liebig-Straße 2, 53359 Rheinbach
Telefon: 02226 9089-16, Telefax: 02226 9089-18
E-Mail: geschaeftsstelle@p-e-g.org
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie ist mit nahezu
1.000 Mitgliedern die größte deutschsprachige Fachgesellschaft
auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten und ihrer Therapie. Zu
den Aktivitäten der Gesellschaft gehören die regelmäßige
Erhebung von Resistenzdaten bei klinisch wichtigen Bakterienspezies
in Deutschland und im mitteleuropäischen Raum sowie die Erstellung
von Leitlinien und Empfehlungen.
Die
Infektiologie Freiburg wurde 2002 mit Unterstützung des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung am Universitätsklinikum Freiburg
als Klinische Forschergruppe unter der Leitung von Professor Winfried
Kern eingerichtet. Die Forschergruppe hat sich intensiv mit Analysen
zum Antibiotikaverbrauch in Deutschland beschäftigt und ist
Partner im europäischen Projekt zur Beobachtung des Antibiotikaverbrauchs
(ESAC) der europäischen Gesundheitsbehörde. Die Infektiologie
Freiburg betreut Patienten mit den unterschiedlichsten Infektionen
und forscht im Bereich Antibiotikaresistenzen.
Das
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
(BVL) ist zuständig für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln,
Tierarzneimitteln und gentechnisch veränderten Organismen.
Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt
das BVL umfassende Managementaufgaben und koordiniert auf verschiedenen
Ebenen die Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Bundesländern
und der Europäischen Union. Im Zusammenwirken mit nationalen
Behörden in anderen Mitgliedstaaten der EU setzt sich das
BVL für den wirtschaftlichen Schutz der Verbraucher ein.
Viren,
Bakterien, Einzeller und Pilze können Eigenschaften entwickeln,
die die Wirkung antibiotisch aktiver Substanzen abschwächen
oder vollständig außer Kraft setzen. Dies wird als
Antibiotika-Resistenz bezeichnet. In der Human- wie der Veterinärmedizin
hat die unkritische Verschreibung von Antibiotika zur Bildung
von Resistenzen geführt, so dass im Krankheitsfall bei einem
echten Bedarf die Antibiotika dann nicht mehr wirken. Antibiotika
sollten deshalb nur eingesetzt werden, wenn ihre Verabreichung
eindeutig angezeigt ist. Auch ein zu früher Abbruch der Antibiotikatherapie
oder eine zu niedrige Dosierung können beim Menschen wie
in der Tierhaltung die Entstehung von Antibiotikaresistenzen begünstigen.
Die Therapie muss konsequent zu Ende geführt werden. Eine
weitere wichtige Quelle resistenter Erreger ist nach wie vor in
der intensiven Nutztierhaltung zu sehen.
Weitere Informationen:
http://www.bvl.bund.de/germap2008
- Der Antibiotika-Resistenzatlas GERMAP 2008 online
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