Quelle: Presse-Information Medizinische
Hochschule Hannover
Pneumokokken
Pneumonie - tödliche Gefahr bei Pandemie
und
Vor dem Urlaub impfen: Lungenentzündung durch resistente Pneumokokken:
Prävention durch Impfung vor der Urlaubsreise
Weltweit
rasanter Anstieg resistenter Pneumokokken1: Wenn ältere
Patienten sowie chronisch Kranke eine Reise planen, sollte der
Arzt verstärkt zur Impfung gegen Pneumokokken raten, dem Hauptverursacher
von Lungenentzündung2.
Denn
deutsche Urlauber riskieren in vielen europäischen Ländern deutlich
häufiger als in Deutschland, an resistenten Bakterien zu erkranken.2
Besonders anfällig sind auch Menschen mit Atemwegserkrankungen
wie COPD oder Asthma.3,4 „Bei einer Lungenentzündung
muss der Arzt schnell reagieren und empirisch therapieren, ohne
den Erreger zu kennen,“ so Dr. Mathias Pletz, Pneumologe
von der Medizinischen Hochschule in Hannover. „Da Pneumokokken
die häufigsten Auslöser von Pneumonien sind, müssen bei der Antibiotika-Wahl
die Resistenzen speziell dieses Erregers berücksichtigt werden.“
Und diese variieren in den europäischen Ländern sehr stark.2
Deshalb ist für die Wahl des Antibiotikums die Reiseanamnese wichtig:
Ist der Patient während oder nach einem Aufenthalt in Ländern
mit erhöhten Antibiotikaresistenzen erkrankt? „Bei älteren Menschen
kann eine Pneumokokken-Erkrankung rasant und schwer verlaufen.
Das erste Antibiotikum muss deshalb gleich das wirksame sein,“
so Pletz. „Besser ist es deshalb, Pneumokokkenbedingter Lungenentzündung
durch eine Impfung vorzubeugen.“
Pneumokokken
sind die häufigsten Erreger einer ambulant erworbenen Pneumonie,
der weltweit meist registrierten Infektionskrankheit.3
Die Ausbreitung penizillin- und makrolidresistenter Pneumokokkenstämme
ist in den letzten Jahren weltweit stark gestiegen.1
Resistenzen gegen Penizillin und Makrolide treten bei 60 Prozent
sogar kombiniert auf1 und erschweren die Therapie zusätzlich.
In Deutschland liegt der Anteil resistenter Streptococcus
pneumoniae-Stämme mit rund fünf Prozent gegen Penizillin2,
17 Prozent gegen Erythromycin2 und bis zu 14 Prozent
bei Tetrazyklinen1 noch vergleichsweise niedrig. In
vielen Ländern mit großzügigem Antibiotikaeinsatz sind jedoch
zwischen 20 und 39 Prozent der Erreger gegen Penizillin und
bis zu 46 Prozent gegen Makrolide resistent.2
Auch
gegen neue Antibiotika der Fluorochinolongruppe wurden bereits
erste Resistenzen nachgewiesen.1,3 Zu Ländern mit
hohen Resistenzraten zählen beliebte Urlaubsziele wie Spanien,
Frankreich und Ungarn.2 Reisefreudige ältere oder
chronisch kranke Menschen setzen sich dort einem erhöhten Infektionsrisiko
mit resistenten, schwer therapierbaren Pneumokokken aus.
Risikofaktoren für eine Pneumokokken-Pneumonie sind neben
einem Alter über 60 Jahren insbesondere ein schlechter Immunstatus
und Komorbidität.5 Vorangegangene Behandlungen mit
Antibiotika begünstigen die Resistenzentwicklung, weil Bakterien
möglicherweise bereits vor Ausbruch der Pneumonie längere Zeit
den Nasen-Rachen-Raum besiedeln und Antibiotika die Selektion
und Entwicklung resistenter Pneumokokken fördern können.1
Deshalb sollten Antibiotika der gleichen Wirkstoffgruppe möglichst
nicht im kurzen zeitlichen Abstand verschrieben werden.1
In den USA zeigt sich zudem ein interessanter Trend: Die hohen
Raten an resistenten Pneumokokken nehmen bei zunehmender Impfquote
ab.1
Pneumokokken-Erkrankungen fordern weltweit jedes Jahr rund drei
Millionen Menschenleben.2 In Deutschland sterben jährlich
rund 12.000 Menschen infolge einer Pneumokokken-Erkrankung.5
80-90 Prozent der Todesfälle durch Pneumokokken entfallen auf
über 60-Jährige.5 In manchen Fällen verläuft die Pneumokokken-Erkrankung
so rasant, dass eine Behandlung oft zu spät kommt.5
Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut
(STIKO) die Pneumokokken-Impfung allen Personen über 60 Jahren,
chronisch Kranken und immungeschwächten Patienten.4
Land
/ Resistenz
|
Penizillin
%
|
Erythromycin
%
|
Penizillin
/ Erythromycin %
|
Deutschland
|
5
|
17
|
3
|
Belgien
|
12
|
31
|
9
|
Bulgarien
|
33
|
8
|
8
|
Dänemark
|
4
|
6
|
1
|
England
|
4
|
11
|
1
|
Finnland
|
7
|
20
|
5
|
Frankreich
|
36
|
41
|
32
|
Griechenland
|
k.A.
|
k.A.
|
k.A.
|
Holland
|
1
|
11
|
1
|
Irland
|
11
|
12
|
3
|
Island
|
8
|
17
|
8
|
Italien
|
9
|
31
|
6
|
Luxemburg
|
12
|
24
|
12
|
Malta
|
15
|
46
|
0
|
Norwegen
|
2
|
16
|
1
|
Österreich
|
5
|
15
|
2
|
Polen
|
33
|
33
|
17
|
Portugal
|
17
|
19
|
10
|
Rumänien
|
39
|
31
|
31
|
Schweden
|
4
|
6
|
1
|
Spanien
|
25
|
23
|
13
|
Tschechien
|
4
|
2
|
1
|
Ungarn
|
22
|
37
|
16
|
Zypern
|
19
|
13
|
13
|
Abb.
1 Antibiotikaresistenzen von Streptococcus pneumoniae in
Europa2
Referenzen
1) Pletz
MWR. Ambulant erworbene Pneumonie: Häufige Erreger und Antibiotikaresistenz.
Pneumologe
2005;2:17-27.
2) The European Antimicrobial Resistence
Surveillance System (EARSS): EARSS Annual Report 2005. Bilthoven,
The Netherlands, October 2006.
3) Lorenz J, Huntemann I. Ambulant
erworbene Pneumonie (AEP). CAPNETZ
Kompetenznetz Ambulant Erworbene Pneumonie. Lüdenscheid 2004.
4) STIKO.
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI. Stand:
Juli 2006.
Epidemiologisches Bulletin 2006;Nr.30:235-254.
5) Reinert
RR et al. Positionspapier: Für höhere Impfraten gegen Pneumokokken-Erkrankungen.
Nationales Referenzzentrum für Streptokokken (NRZ). Aachen 2004.
mehr
Informationen zum Thema Impfen
hier
mehr
Informationen zum Thema Antibiotika Therapie
hier
|