Quelle: Bundesinstitut
für Risikobewertung
Nutzen und Risiken von
Vitaminen und Mineralstoffen in Lebensmitteln neu bewertet
BfR unterbreitet Vorschläge für Höchstmengen in Nahrungsergänzungsmitteln
und angereicherten Lebensmitteln
ACE-Säfte in zahlreichen Geschmacksrichtungen, Multivitaminbrausetabletten,
Omega-3-Brot oder Kombinationspräparate aus Mineralstoffen und
Vitaminen: Nahrungsergänzungs- und funktionelle Lebensmittel mit
einem erhofften "Zusatznutzen" haben in Deutschland
Konjunktur. Angesichts des vielfältigen und wachsenden Angebotes
hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) den gesundheitlichen
Nutzen und mögliche Risiken von Vitaminen und Mineralstoffen in
einzelnen Lebensmitteln neu bewertet. "Die Ergebnisse unserer
Bewertung bilden zusammen mit den von uns formulierten Handlungsoptionen
die wissenschaftliche Basis für die Festsetzung einheitlicher
Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln
und angereicherten Lebensmitteln", erklärt BfR-Präsident
Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Mit einheitlichen Höchstmengen
solle der Verbraucher wirksam vor möglichen Gesundheitsschäden
und Irreführung geschützt werden. Die umfangreiche, zweibändige
Dokumentation ist ab sofort beim BfR erhältlich.
Die meisten Vitamine und Mineralstoffe sind essentiell -
der Mensch braucht sie zum Leben. Das heißt aber nicht, dass er
desto gesünder ist, je mehr er davon aufnimmt: Für einige Vitamine
gilt zwar, dass sie einfach ausgeschieden werden, wenn die Konzentration
im Körper hoch genug ist. Bei anderen Vitaminen und Mineralstoffen
kann eine Überversorgung aber durchaus mit gesundheitlichen Risiken
verbunden sein. So kann zu viel Vitamin A im ersten Drittel der
Schwangerschaft fruchtschädigend wirken. Aber auch ein Mangel
an Vitaminen und Mineralstoffen kann gesundheitsschädlich sein:
Schwangere etwa, deren Versorgung mit dem Folsäure-Vitamin unzureichend
ist, haben ein erhöhtes Risiko für Spina bifida-Erkrankungen des
Neugeborenen; ein Krankheitsbild, das auch als "offener Rücken"
bezeichnet wird.
"Die Besonderheit der Risikobewertung von lebensnotwendigen
Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen liegt darin, dass
sowohl das Risiko einer Mangel- als auch einer Überversorgung
berücksichtigt werden muss", betont Dr. Rolf Großklaus, Leiter
der Fachgruppe "Diätetische Lebensmittel, Ernährung und Allergien"
im BfR. Diese Herausforderung hat das BfR mit der nun vorliegenden,
umfassenden gesundheitlichen Bewertung zu Nutzen und Risiken von
Vitaminen und Mineralstoffen angenommen. Sie eröffnet erstmals
die Möglichkeit, Höchstmengen an diesen Stoffen für bestimmte
Nahrungsergänzungsmittel oder angereicherte Lebensmittel auf der
Grundlage einer wissenschaftlich basierten Risikoabschätzung abzuleiten.
In die Empfehlungen sind die aktuell in Deutschland vorhandenen
Daten zu Ernährungsgewohnheiten und Versorgungslage der Bevölkerung
eingeflossen. Bei der Formulierung der Handlungsoptionen wurden
auch die unterschiedlichen Empfindlichkeiten einzelner Verbrauchergruppen
berücksichtigt.
Der Ermittlung der Höchstmengenvorschläge haben die Wissenschaftler
ein einheitliches Schema zu Grunde gelegt. Danach ergibt sich
die Menge eines Vitamins oder Mineralstoffes, die ohne gesundheitliche
Risiken zusätzlich zugeführt werden kann, aus der Differenz der
über die herkömmlichen Lebensmittel aufgenommenen Vitamin- und
Mineralstoffmenge und der jeweiligen wissenschaftlich als sicher
definierten Gesamttageszufuhr (sog. Tolerable Upper Intake Level)
eines Vitamins oder Mineralstoffes. Bei einzelnen Stoffen, wie
zum Beispiel bei Vitamin A, bleibt nach Anwendung dieses Schemas
kein Spielraum für eine zusätzliche Zufuhr über Nahrungsergänzungsmittel
oder angereicherte Lebensmittel.
Die Notwendigkeit einheitlicher Regelungen für Vitamine und Mineralstoffe
in Nahrungsergänzungsmitteln sieht auch das europäische Parlament
und hat im Juni 2002 eine entsprechende Richtlinie erlassen. Die
aktuelle Bewertung des BfR ist daher eine geeignete Grundlage
für die in Deutschland und vor allem auf europäischer Ebene zu
führende Diskussion über Höchstmengen von Vitaminen und Mineralstoffen,
die über Nahrungsergänzungs- oder angereicherte Lebensmittel zusätzlich
zugeführt werden.
Die vom BfR veröffentlichte Bewertung von Vitaminen und Mineralstoffen
richtet sich an alle, die mit dem Risikomanagement von Lebensmitteln
und Nahrungsergänzungsmitteln befasst sind, aber auch an Ärzte,
Ernährungsberater und Apotheker sowie Studenten relevanter Studienrichtungen.
Die beiden, in der Reihe "BfR-Wissenschaft" erschienenen
Berichtsbände (03 und 04/2004) können zum Preis von je 15 € schriftlich
in der Pressestelle des BfR, Thielallee 88-92, 14195 Berlin angefordert
werden (Fax: 030-8412-4970, Mail: pressestelle@bfr.bund.de).
Der Bericht steht außerdem auf der Homepage des BfR zur Verfügung.
Er kann unter www.bfr.bund.de, Menupunkt Publikationen/BfR-Wissenschaft
als pdf-Datei heruntergeladen werden.
Informationsdienst Wissenschaft - idw -
Pressemitteilung
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Dr. Irene Lukassowitz,
17.01.2005 09:41
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