Quelle:
Fachblatt Circulation der American Heart Association
Herzinfarkt-Risiko:
viele männliche Frühgeborene leiden offenbar doch ein
Leben lang unter den gesundheitlichen Folgen einer vorzeitig eingetretenen
Geburt
von Jochen Kubitschek
Zumindest
für Männer steht es nun fest: werden sie zu früh
geboren, so leiden sie später sehr viel häufiger unter
einem gefährlichen Bluthochdruck (Hypertonie) als jene Kinder,
die in zum errechneten Termin - etwa in der 40. Schwangerschaftswoche
also normalgewichtig geboren werden.
Zu diesem Schluß kommt nun eine Studie, die in Circulation,
dem Fachblatt der American Heart Association, veröffentlicht
wurde.
Bisher
war ein deutlich erhöhtes Hypertonie-Risiko nur für
jene Kinder statistisch belegt worden, die bei der Geburt in der
40. Schwangerschaftswoche deutlich untergewichtig waren.
Unter Leitung von Dr. Stefan Johansson, vom Karolinska Institut,
Stockholm, wurden die Daten von 329,495 schwedischen Männern
ausgewertet, deren Blutdruck anläßlich der Musterung
für den Armeedienst gemessen wurde. Es zeigte sich, daß
das Risiko für Bluthochdruck um so höher war, je früher
es zur Geburt kam. Wurden die Jungen beispielsweise in der Zeitspanne
zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche geboren,
so stieg das Hypertonie-Risiko um nahezu 100% an (exakt 92%).
Außerdem
fiel den Forschern auf, daß die Frühgeborenen später
auch oft einen erhöhten diastolischen Blutdruck-Wert hatten
das ist der untere Blutdruck- Meßwert. Die sog. "diastolische
Hypertonie" wird aber von den Ärzten als besonders bedenklich
angesehen, da der Herzmuskel in diesem Fall in der eigentlichen
Erholungsphase der Herzaktion nicht richtig entspannen kann.
Da längst bekannt ist, daß Bluthochdruck im späteren
Lebensalter einer der wichtigsten Risiko-Faktoren für Herzinfarkte
und Schlaganfälle ist, hat die Entdeckung der schwedischen
Forscher möglicherweise große praktische Auswirkungen
für die lebenslange Gesundheit der Frühgeborenen.
Johansson faßte die praktischen Konsequenzen der Studie
nämlich in einem Rat so zusammen: Die Mütter
der Frühgeborenen sollten unbedingt dafür sorgen, daß
der Blutdruck ihrer Söhne regelmäßig spätestens
aber beim Erreichen des Schulalters - gemessen wird. Diese einfache
Maßnahme kann dazu dienen, nach weiteren Herz-Kreislauf-Risikofaktoren
zu forschen, die sonst leicht übersehen werden.
Ob
zu früh geborene Mädchen in der gleichen Weise gefährdet
sind, läßt sich derzeit aufgrund fehlender Daten noch
nicht sicher sagen. Experten weisen aber darauf hin, daß
im Kinderalter durchgeführte zusätzliche Blutdruckkontrollen
auch bei Mädchen nicht schaden können.
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