WERBUNG
Asthma
und Ausdauersport
– kein Widerspruch
Asthma-Patienten auf dem Weg zum New York Marathon
Dass Asthma und Ausdauersport kein Widerspruch sind, hat die Kanutin
Birgit Fischer bei der Olympiade in Athen 2004 eindrucksvoll unter
Beweis gestellt: Gold im Kajak-Vierer und eine Silbermedaille
im Zweier.
Im Gegenteil – Sport kann Asthmatiker von Beschwerden befreien.
Zwar können Asthma-Erscheinungen, insbesondere Luftnot, bei körperlicher
Belastung auftreten, doch erhöht gerade regelmäßiges körperliches
Training die Schwelle, bei der dieses Anstrengungsasthma einsetzt.
Sport und Anstrengung zu meiden ist also bei Asthma-Patienten
ein grundlegend falscher Ansatz.
Voraussetzung für die sportliche Betätigung sind allerdings eine
effektive medikamentöse Behandlung und regelmäßige ärztliche Betreuung.
Projekt New York Marathon
14 Asthma-Patienten auf dem Weg zum Marathon – das Projekt New
York Marathon soll zeigen, dass auch Asthmatiker sportliche Höchstleistungen
bringen können. Im Rahmen eines strukturierten Trainingsprogramms
werden die Asthma-Patienten auf die Teilnahme am New York Marathon
im November 2005 vorbereitet.
„Dazu ist eine intensive Betreuung in enger Zusammenarbeit zwischen
Sportmediziner und Lungenfacharzt erforderlich“, betonen Dr. med.
Hartmut Timmermann, niedergelassener Pneumologe, und Dr. med.
Til Steinmeier, Sportmediziner.
Die
beiden Hamburger Ärzte betreuen das Projekt.
Da die Patienten unter mittelgradig schwerem Asthma leiden, erhalten
sie als Basisbehandlung ein Kombinationspräparat (Budesonid/Formoterol)
zur Inhalation. Es besteht aus einem Medikament zur Erweiterung
der Bronchien (ein so genanntes langwirkendes ß2-Sympathomimetikum)
und Kortison. Es wird 2 x pro Tag inhaliert.
Die Teilnehmer führen täglich Peakflow-Messungen zur Kontrolle
der Atmung durch, alle vier Wochen wird die Lungenfunktion vom
Lungenfacharzt kontrolliert. Parallel dazu werden in der sportmedizinischen
Praxis Belastungsuntersuchungen am Laufband durchgeführt. Auf
der Basis individueller Herzfrequenzen, in denen Fettverbrennung,
Herzleistung und auch die Fähigkeit zur Bronchienregulierung trainiert
werden sollen, können dann ganz individuelle Trainingspläne aufgestellt
werden. So entwickeln die Asthmapatienten ein Gefühl für ihre
Krankheit und wissen, wo ihre Grenzen liegen und was sie sich
zutrauen können.
Unterstützung kommt von Olympiasiegerin
Moralische Unterstützung erhalten die Marathonläufer von der achtfachen
Olympiasiegerin im Kanu, Birgit Fischer: „Während meines Trainings
für Olympia 2004 lief irgendetwas anders als in den Vorjahren“,
schildert sie. „Bei meinen Intervallprogrammen auf dem Wasser
und auch beim Lauftraining bekam ich einfach nicht genug Luft.“
Als sie die Diagnose Asthma erfuhr, war das wie ein Schock. „Jetzt
ist alles zu Ende, ich dachte ernsthaft ans Aufhören. Doch schließlich
packte mich wieder der Ehrgeiz. Ich wollte mich doch vom Asthma
nicht ausbremsen lassen! Und auch die Ärzte machten mir Hoffnung.“
Nachdem
die bürokratischen Hürden der Antidoping-Kommissionen endlich
genommen waren, bekam sie Kombinationspräparat von AstraZeneca.
Dieses Medikament darf auch ein Hochleistungssportler gegen Asthma
einsetzen.
„Nach etwa drei Wochen bekam ich beim Training wieder richtig
Luft; mit extrem harter Arbeit konnte ich mich tatsächlich noch
für die Olympiamannschaft qualifizieren. Und am Ende holten wir
Gold – ein olympischer Traum!“
Was ist Asthma?
Asthma bronchiale ist eine chronische Entzündung der Atemwege.
Die typischen Symptome sind anfallsartige Episoden von Atemnot,
Hustenanfälle – besonders in der Nacht und in den frühen Morgenstunden
– und keuchende Atmung. Die Beschwerden werden meist durch den
Kontakt mit Allergieauslösern oder Infekte ausgelöst. Es kann
aber auch Luftnot bei körperlicher Belastung auftreten, das so
genannte Anstrengungsasthma. Je nach Stärke der Beschwerden und
Einschränkung der Lungenfunktion wird die Erkrankung in vier Schweregrade
eingeteilt.
Ausdruck dieser Entzündungsreaktion ist eine Überempfindlichkeit
der Atemwege mit Schleimhautschwellung, Bronchialverengung und
übermäßiger Schleimproduktion. „Bei mangelnder Behandlung der
Asthma-Erkrankung setzt in den Atemwegen ein chronischer Umbauprozess
mit Vernarbung der Bronchialwände ein, der in einer dauerhaften
Verengung der Bronchien mündet“, beschreibt Prof. Tobias Welte,
Direktor der Abteilung Pneumologie der Medizinischen Hochschule
Hannover, die Spätfolgen des Asthmas.
Die
frühe Entdeckung und rechtzeitige antientzündliche Behandlung
der Erkrankung sind also sehr wichtig, um vernarbenden Umbauprozessen
in den Bronchien entgegenzuwirken. Dazu bietet gerade das Exercise-induced
Asthma eine gute Chance. Auch der Effekt einer Inhalationsbehandlung
mit den sich ergänzenden Langzeit-Betamimetika und inhalativem
Kortison sollte so früh wie möglich genutzt werden.
Ergänzende Effekte in einem Inhalationssystem: Langzeit-Betamimetikum
erweitert die Bronchien, Kortison wirkt antientzündlich
Die Asthma-Beschwerden lassen sich mit bronchienerweiternden Medikamenten
sehr gut behandeln. Daher besteht die Basisbehandlung des Asthma
bronchiale auf der einen Seite in bronchialerweiternden Substanzen,
so genannten ß2-Sympathikomimetika. Sie lassen sich entsprechend
ihrer Wirkdauer in kurzwirksame Substanzen (maximal 4-6 Stunden)
mit schnellerem Wirkeintritt und langwirkende (bis zu 12 Stunden)
einteilen. Die bronchialerweiternde Wirkung wird durch langwirksame
ß2-Sympathikomimetika, z.B. Formoterol, noch verbessert, da diese
Substanzen eine länger anhaltende und effektivere Wirkung erzielen.
Speziell Formoterol hat den Vorteil, dass die Wirkung nach Inhalation
schnell einsetzt. Dabei haben die langwirksamen Substanzen weniger
Nebenwirkungen.
Auf der anderen Seite ist Kortison das Basismedikament für die
Hemmung der chronischen Entzündung. Eine konsequente antientzündliche
Behandlung mit Kortison ist eminent wichtig, um den beschriebenen
chronischen Umbauprozess mit einer dauerhaften Verengung der Bronchien
zu verhindern. Das ist für die Entwicklung der Asthma-Erkrankung
von entscheidender Bedeutung.
„Inzwischen wissen wir, dass langwirksame ß2-Mimetika die Bindung
von Kortison an den entsprechenden Kortison-Bindungsstellen in
den Bronchien verbessern und damit die Kortisonwirkung erhöhen.
Umgekehrt erhöht Kortison die Empfindlichkeit der bronchialen
ß2-Rezeptoren und verbessert damit wiederum die atemwegserweiternde
Wirkung von ß2-Mimetika“, erläutert Prof. Welte: „Dies erklärt,
dass die Kombination aus einem ß2-Mimetikum mit Kortison nicht
nur zu einer Verbesserung der Lungenfunktion beiträgt, sondern
mehr bewirkt als jede einzelne Substanz an sich.“
All diese Erkenntnisse haben dazu geführt, inhalierbares Kortison
und langwirkende ß2-Mimetika zu kombinieren und beide Substanzen
somit regelmäßig gleichzeitig zu inhalieren. Mit einem Kombinationspräparat
(Budesonid/Formoterol) lassen sich zudem sogar ein geringerer
Medikamentenverbrauch sowie weniger Nebenwirkungen erzielen; und
dass der Patient nur ein Medikament inhalieren muss, verbessert
die Einnahmetreue erheblich, so Prof. Welte.
Patientenschulung ist A & O der Asthma-Behandlung in der Praxis
Ziel einer modernen Asthma-Behandlung ist, Beschwerdefreiheit
und Leistungsfähigkeit auch unter Belastung zu erreichen. Für
die medikamentöse Behandlung gibt es Leitlinien, die sich am Schweregrad
der Erkrankung orientieren. „In der Praxis ist dazu allerdings
auch eine partnerschaftliche ärztliche Betreuung und vor allem
intensive Schulung erforderlich“, konstatiert Dr. Timmermann:
„Die Patienten sollten den Schweregrad ihres Asthmas bzw. die
Einschränkung ihrer Lungenfunktion selbst einschätzen lernen;
sie sollten die Auslöser kennen und möglichst vermeiden.“
Bei der Schulung ist es sehr wichtig, den Asthmatiker von der
Bedeutung und Unschädlichkeit einer regelmäßigen Kortison-Inhalation
zu überzeugen. Dabei ist auch die Einweisung in die praktische
Handhabung des Inhalationsgerätes ein wichtiger Punkt. Nur so
ist eine optimale individuell ausgerichtete Therapie möglich.
Ab Asthma-Schweregrad 2 ist eine ständige antientzündliche Behandlung
mit einem inhalierbaren Kortison die Therapie der Wahl; bei mittelschwerem
Asthma – Stufe 3 – hat sich die Kombinationsbehandlung mit der
Inhalation von Kortison und – zur Erweiterung der Bronchien –
einem langwirkenden ß2-Mimetikum etabliert.
Unter einem modernen Asthma-Management-Programm nach diesen Kriterien
ist es möglich, bei über 80 % der Patienten eine gute Asthma-Kontrolle
zu erreichen. Dies gilt auch bei körperlicher Anstrengung. „Körperliches
Training erhöht sogar die Schwelle für das Auftreten von Belastungsasthma“,
sagt Dr. Timmermann. „Der Arzt sollte seine Asthma-Patienten ausdrücklich
zum Sport ermuntern, der Spaß am Sport kann sich günstig auf die
persönliche Einstellung zur Krankheit und Therapie auswirken.“
Wunsch und Wirklichkeit der Asthma-Behandlung klaffen oft auseinander
Obwohl Asthma heute eine gut behandelbare Erkrankung ist, entspricht
die Realität leider vielfach noch nicht dem State of the Art der
Asthma-Therapie: Zwar werden bei der Inhalation die Nebenwirkungen
von Kortison möglichst gering gehalten; trotzdem besteht das Problem,
dass viele Patienten – vor allem in den beschwerdefreien Phasen
– auf die regelmäßige Inhalation von Kortison verzichten und somit
die Möglichkeit für einen neuen Krankheitsschub geschaffen wird.
Wie z.B. die AIRE-Studie (Asthma Insights and Reality in
Europe), eine europaweite Befragung unter Asthmatikern gezeigt
hat, glaubten 80 % aller Asthmatiker, gut eingestellt zu sein
und hatten deshalb das Kortison abgesetzt, berichtet Prof. Welte:
„Befragte man sie jedoch nach ihren Beschwerden im Alltag, dann
zeigte sich, dass die Mehrzahl erhebliche Krankheitszeichen aufwies.“
Dies führte zu häufigeren Arztbesuchen sowie sogar Notfallaufnahme
und stationärer Behandlung. Aufgrund der unzureichenden Medikamenteneinnahme
sind diese Asthmatiker auch von schwerwiegenden Langzeitschäden
bedroht.
Hauptgründe für das Absetzen der lebenswichtigen Medikamente waren
die Angst vor Kortisonpräparaten allgemein aber auch die Unwilligkeit,
viele verschiedene Medikamente einzunehmen. Durch die Kombinationstherapie
von Kortison und einem atemwegserweiternden Mittel (Budesonid/Formoterol)
in einem Inhalationssystem verringert sich die Zahl der Medikamente,
die der Patient inhalieren muss. Dadurch verbessert sich auch
die Einnahmegenauigkeit, die so genannte Compliance, der Patienten
erheblich.
Exercise induced Asthma – Früherkennung durch Sport?
Bekanntermaßen ist der positive Einfluss einer inhalativen Kortisonbehandlung
bei neu diagnostiziertem Asthma am günstigsten – frühzeitige Therapie
verhindert späte Folgen. „Daher stellt sich die Frage, ob uns
die potenziellen Asthmatiker überhaupt bekannt sind“, gibt Prof.
Gerhard König, Chefarzt der Medizinischen Klinik I in Memmingen,
zu bedenken.
Diesbezüglich
sei die Situation ernüchternd: Eine Untersuchung an jugendlichen
Schülern in Odense brachte die überraschende Erkenntnis, dass
etwa ein Drittel der Asthmafälle nicht bekannt war. Die betroffenen
Schüler fallen u.a. durch Übergewicht auf; und sie meiden sportliche
Aktivität. Denn dass körperliche Anstrengung Belastungsasthma
auslöst, erzeugt Unsicherheit. So lassen sich viele vom Schulsport
befreien.
Doch Belastungsasthma ist kein Grund zur körperlichen Schonung.
Wenn bei sportlichen Aktivitäten Anfälle auftreten, weist das
eher darauf hin, dass die Erkrankung noch nicht ausreichend behandelt
ist, so Prof. König. Aber gerade bei der Asthma-Früherkennung
spielt Sport eine sehr wichtige Rolle: „Die körperliche Belastung
stellt besonders bei Jüngeren oft den stärksten Reiz auf die Bronchien
dar; eine Reaktion mit Hustenreiz und Atemnot, das so genannte
Exercise-induced Asthma, sollte dann Anlass sein, die asthmatischen
Beschwerden weiter abzuklären. Bemerkenswert ist, dass ein großer
Teil der Betroffenen die Erhöhung des Atemwegswiderstandes subjektiv
nicht richtig beurteilen kann; und Untersuchungen unter Ruhebedingungen
lassen ein beginnendes Asthma oft nicht erkennen.“
Das Exercise-induced Asthma könnte also viel dazu beitragen, Asthma
früh zu erkennen – und rechtzeitig zu behandeln.
|