Antibabypille
: Die Pille ist noch immer die mit weitem Abstand zuverlässigste
Methode der Schwangerschaftsverhütung
Von
Dr. med. Jochen Kubitschek
Deutsche
Frauenärzte wissen davon ein Lied zu singen: etwa drei von fünf
Frauen verzichten bei der Schwangerschaftsverhütung auf orale
Kontrazeptiva (Pille) und vertrauen stattdessen mehr oder weniger
obskuren Methoden. Zervixschleim, Basaltemperatur, Hormone
im Urin oder CO2 in der Atemluft werden den in der Pille enthaltenen
Hormonen vorgezogen, die alle in der Retorte hergestellt den
natürlichen Sexualhormonen nachempfunden wurden.
Alle
diese alternativen Verhütungsmethoden werden in mehr oder weniger
regelmäßigen Zeitintervallen von den Print- und elektronischen
Medien sehr positiv besprochen konstatieren Experten wie
Professor Dr. Günter Freundl vom Städtischen Krankenhaus
Düsseldorf-Benrath, der kürzlich in der Zeitschrift "Der
Gynäkologe" zu diesem Thema Stellung bezog.
Professor Freundl hatte in Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest untersucht,
wie effektiv Zyklusmonitore und die symptothermale Methode den
Fruchtbarkeitszeitraum im Zyklus der Frau tatsächlich vorhersagen.
Für Frauen, die auf die Pille verzichten, sich aber auch nicht
nur auf die seit Jahrzehnten weit verbreitete Basaltemperaturmessung
und ihr Gefühl verlassen möchten, gibt es mittlerweile eine
ganze Reihe von alternativen Verhütungstechnologien.
Kritisch
analysiert wurden von der Stiftung Warentest drei Computerthermometer,
ein Hormoncomputer und drei Speichelmikroskope, die mit natürlicher
Familienplanung - z.B. mit Basaltemperatur und Konsistenz des
Vaginalschleims verglichen wurden.
Insgesamt
nahmen an der Studie 60 Frauen teil, die in 4 Gruppen eingeteilt
jeweils 2 unterschiedliche Systeme über mindestens 15 Zyklen
anwandten. Dabei wurden die teilnehmenden Frauen durchgehend
ärztlich betreut. Der tatsächliche Zyklusverlauf wurde mit Ultraschall
und Hormonbestimmungen objektiviert.
"Alle
untersuchten Geräte zur Empfängnisverhütung konnten die fruchtbaren
Tage nicht zuverlässiger voraussagen als eine Frau, die gelernt
hat, ihren eigenen Zyklus zu beobachten", erklärte
Professor. Freundl gegenüber der Ärztezeitschrift Medical
Tribune. Frauen, die auf die natürliche Familienplanung
vertrauten, erzielten an keinem fruchtbaren Zyklustag ein falsch-negatives
Ergebnis und verzichteten "nur" an 25 % der infertilen
Tage wegen falsch-positiver Ergebnisse unnötigerweise auf ungeschützten
Sex.
Nach
seiner Meinung befragt gab der Experte zu Protokoll, dass ein
Temperatur-Computer noch am ehesten empfohlen werden kann. Zu
einem Hormoncomputer kann man nur Frauen raten - so Professor
Freundl - die es nicht so schlimm fänden, schwanger
zu werden. Gut geeignet sind diese Geräte, um bei Kinderwunsch
die besonders fruchtbaren Tage zu erfassen. Schleimmikroskope
sind hingegen so unzuverlässig, dass Professor Freundl
sich wundert, dass sie nicht längst vom Markt genommen wurden.
Derzeit
befinden sich zwei weitere Verhütungsmethoden in der Diskussion:
der CUE-Fertility-Monitor und Geräte, die den progesteronbedingten
präovulatorischen pCO2-Abfall in der Atemluft messen. Der erste
Test misst den Widerstand im Speichel und in der Scheidenflüssigkeit,
der in Abhängigkeit vom Eisprung ansteigt. In Studien wurden
teils sehr gute, teils wenig überzeugende Ergebnisse erzielt,
was daran liegen kann, dass wohl nicht in allen Zyklen überhaupt
ein Cue-Peak auftritt. In Deutschland ist dieses Testverfahren
nicht auf dem Markt.
Geräte,
die den pCO2-Abfall in der Atemluft messen, hat der Gynäkologe
in der Untersuchung ebenfalls nicht berücksichtigt, da sie sich
nur für die Planung von periovulatorischen Maßnahmen bei Kinderwunsch
eignen. Denn der pCO2 fällt erst kurz vor dem Eisprung deutlich
ab, so dass die „Warnung“ für Paare, die vielleicht noch tags
zuvor Geschlechtsverkehr hatten, möglicherweise zu spät kommt.
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