Informationsdienst
Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
Premiere: Erstmals in Deutschland gelungen
Lebend-Nieren-Transplantation gegen Blutgruppenzugehörigkeit
am Freiburger Universitätsklinikum
Zum ersten Mal in Deutschland ist es einem Team von Transplantationsmedizinern
unter der Leitung von Professor Dr. Günter Kirste, Universitätsklinikum
Freiburg, gelungen, eine Lebend-Nieren-Transplantation erfolgreich
durchzuführen, obwohl die Blutgruppen von Spender und Empfänger
inkompatibel waren. Für die Lebend- Spende ergeben sich mit
der so genannten AB0-Inkompatiblen Lebend-Nieren-Transplantation
nun ganz neue Perspektiven: Allein in der Bundesrepublik Deutschland
warten derzeit etwa 12.000 Patienten auf eine Nierentransplantation.
Doch die Wartezeit bei Blutgruppenabhängigkeit im Bereich von
Eurotransplant, der europäischen Koordinierungsstelle für die
Vergabe von Spenderorganen mit Sitz in Leyden, Niederlande,
lag bisher zwischen fünf und sechs Jahren. Frühzeitige Transplantationen
von dialysepflichtigen Patienten sind nur mit einer Lebend-Spende
möglich. Mit der Einführung der AB0-Inkompatiblen Form der Organ-Verpflanzung
könnte sich jedoch die Zahl der möglichen Lebend-Nieren-Spende-Transplantationen
erheblich vergrößern.
Das Freiburger Transplantationszentrum hat eine lange Erfahrung
in der Durchführung von Lebendnierentransplantationen. 1987
wurde hier die erste nicht-verwandten Spende in der Bundesrepublik
Deutschland durchgeführt. 1993 wurde nach Umfragen in der Bevölkerung
eine große Bereitschaft zur Lebendnierenspende festgestellt.
In der Konsequenz daraus ist jeder Patient, der sich auf der
Warteliste angemeldet hat, über die Möglichkeit einer Lebendspende
informiert worden. Damit konnte die Zahl der Lebendnierenspenden
erheblich gesteigert werden und liegt mit 30 bis 35 Prozent
deutlich über dem Durchschnittsniveau der Bundesrepublik Deutschland,
das bei 15,6 Prozent liegt.
Immer wieder gibt es die Situation, dass Spender und Empfänger
aufgrund der Blutgruppe nicht zueinander passen. Der Ausweg
aus dieser Situation besteht in der Durchführung einer Cross-over-Transplantation,
wie sie 1999 in Zusammenarbeit mit der Universität Basel durchgeführt
wurde. Leider hat die in der Öffentlichkeit entstandene Diskussion,
die das Verfahren zunächst als ungesetzlich darstellen wollte,
weitere Transplantationen dieser Art unmöglich gemacht. Erst
durch die Entscheidung des Bundessozialgerichtes vom Dezember
vergangenen Jahres, ist es klar, dass auch solche Transplantationen
unter bestimmten Voraussetzungen möglich sind. Zwischenzeitlich
hat das Freiburger Transplantationszentrum sich darum bemüht,
für solche Patienten Wege zu finden, die auch eine Transplantation
über Blutgruppenunterschiede aufgrund einer speziellen Vorbehandlung
ermöglichen. Die erste jetzt durchgeführte Transplantation entgegen
den Blutgruppenregeln, hat zu einem Erfolg geführt, der für
viele betroffene Spender und Empfängerpaare in Deutschland eine
Ermutigung sein kann, den gleichen Weg zu gehen.
Erfolge
der Lebendspendetransplantation und Erweiterung der Möglichkeiten
können aber nur dann erfolgreich für die Patienten genutzt werden,
wenn die postmortale Organspende in Deutschland intensiver und
mehr als bisher gefördert wird. Der Bedarf an Transplantationen
pro Million Einwohner ist jedes Jahr so groß, dass er nur durch
eine aktive Förderung in der postmortalen Organspende gedeckt
werden kann. Angesichts der dramatisch langen Wartezeiten auf
eine Nierentransplantation während der es zu einer erheblichen
Verschlechterung des Gesundheitszustandes vieler Patienten kommt,
ist jedoch die Lebendspende notwendig und muss gefördert werden,
zumal die Bereitschaft bei Patienten und deren Angehörigen zur
Spende sehr hoch ist. Vielen Betroffenen bleibt nur der Weg
einer postmortalen Organspende, eine Förderung von beidem kann
die durchschnittlichen Wartezeiten reduzieren, diese sind in
den USA derzeitig bei ca. zwei Jahren und in den skandinavischen
Ländern bei sechs bis neun Monaten. Dieses Ziel zu erreichen
ist schwierig, aber nicht unmöglich.
Mit
dieser Pressemitteilung verabschiedet sich Professor Kirste
von der Leitung der Sektion Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum
Freiburg. Er wird sich künftig als Vorstand der Deutschen Stiftung
Organtransplantation (DSO) der Aufgabe zur Förderung der Organspende
widmen.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Günter Kirste
Sektionsleiter Transplantationschirurgie
Chirurgische Universitätsklinik
Hugstetterstr. 55
79106 Freiburg