Quelle: US-Fachblatt Journal
of Allergy & Clinical Immunology
Lebensbedrohliche
Erdnußallergien verschwinden oft auch ohne eine Behandlung.
Nun haben US-Forscher herausgefunden, daß die ehemaligen
Allergiker ein erneutes Aufflammen der Allergie und damit
einen bedrohlichen Kreislaufschock riskieren, wenn sie -
wie üblich - Erdnüsse auf Dauer konsequent meiden.
von
Jochen Kubitschek
Eine Allergie gegen Erdnüsse gehört auch in Deutschland zu den
häufigsten Lebensmittelallergien. Die Diagnose ist gelegentlich
schwierig zu stellen und eine spezifische Behandlung ist derzeit
noch nicht bekannt. Solange die Erdnußallergie besteht, kann daher
nur eine strickte Vermeidung von Erdnüssen und Erdnußprodukten
das Risiko eines akut lebensbedrohlichen allergischen Schocks
vermindern. Eine auf dem diesjährigen Allergiekongreß in Aachen
vorgestellte, unter Kinderärzten durchgeführte Befragung hat
ergeben, daß Lebensmittelallergien bei Kindern die häufigste Ursache
für einen akut auftretenden allergischen Schock darstellen.
Erfahrene
Allergologen hatten bereits in der Vergangenheit beobachtet, daß
die gefährlichen Allergien gegen Erdnüsse oft nach einigen Jahren
auch ohne eine ärztliche Behandlung wieder verschwinden.
Die betroffenen Allergiker, besser gesagt ihr überschießend reagierendes
Immunsystem, "entwachsen" ihrer Allergie. Diese
positive Entwicklung läßt sich durch in bestimmten Abständen durchgeführte
Provokationstests mit Erdnüssen eindeutig nachweisen.
Da
es bei Lebensmittelallergien relativ häufig zu lebensbedrohlichen
Kreislaufschocks kommt - in den USA wird die Zahl tödlicher Zwischenfälle
pro Jahr auf 100 bis 150 geschätzt - ist verständlich, daß die
ehemaligen Allergiker Erdnüsse auch dann noch wie der Teufel
das Weihwasser meiden, wenn ihre Überempfindlichkeit längst wieder
verschwunden ist.
Nun legen die Ergebnisse einer im US-Fachblatt Journal
of Allergy & Clinical Immunology publizierten Studie
den wohlbegründeten Verdacht nahe, daß diese panische Vermeidungsstrategie
kontraproduktiv ist und in vielen Fällen sogar ein Wiederaufflammen
der Allergie nach sich zieht.
Im
Verlauf der Untersuchung beobachteten die Forscher um David
M. Fliescher, MD, Johns Hopkins University School of Medicine,
eine Gruppe von Patienten, bei denen die früher bestehende Erdnußallergie
nicht mehr nachzuweisen war. Mit Hilfe der üblichen
Hauttests und der Untersuchung der Antikörper gegen Erdnüsse
sowie durch wiederholte Provokationstests stellten die Forscher
im Verlauf der Untersuchung fest, daß die Chance für ein Wiederaufflackern
einer Erdnuß-Allergie bei etwa 8% liegt.
Erstaunt
registrierten sie aber auch, daß jene ehemaligen Erdnußallergiker
ein signifikant höheres Risiko für eine Wiederkehr der Allergie
hatten, die den Verzehr von Erdnüssen auch nach ihrer wundersamen
"Heilung" konsequent vermieden hatten. Von den
Patienten, die hingegen wieder regelmäßig größere Mengen von Erdnüssen
aßen, erlitt keiner einen Rückfall, während von den Patienten
die nur noch selten Erdnüsse aßen, etwa 20% eine erneute
Erdnußallergie entwickelten.
Niemand
hatte bisher damit gerechnet, daß sich ausgerechnet jene Patienten
einem erhöhten Risiko aussetzten, die die ärztlichen Ratschläge
für eine möglichst konsequente Allergenvermeidung besonders strikt
befolgten.
Aufgrund
dieser paradox anmutenden Studienergebnisse publizierten die Wissenschaftler
eine Empfehlung, die viele Allergiker, bzw. ihre behandelnden
Ärzte befremden dürfte. Nach ihrer Ansicht scheint es nämlich
sinnvoll zu sein, wenn ehemalige Erdnußallergiker auf unbestimmte
Zeit mindestens einmal im Monat Erdnüsse in Form eines Konzentrats
in großen Mengen zu sich nehmen. Nur so läßt sich nämlich nach
Meinung der Experten die einmal erworbene Toleranz gegen Erdnüsse
auf Dauer aufrecht erhalten.
Sollten
die ehemaligen Allergiker diesen Ratschlag allerdings nicht befolgen,
so ist es nach Meinung der Autoren der Studie sinnvoll,
nach einem erfolgreich beendeten Provokationstest mindestens ein
Jahre lang ein Notfallset bei sich zu tragen. Die lebensrettende
Injektion, die sich der Allergiker selbst geben muß, enthält
mit Epinephrin ein schnell wirkendes Medikament, das einen bedrohlichen
Kreislaufschock meist schnell beendet.
Die gleichen Notfallsets werden seit vielen Jahren auch
Insektengiftallergikern verordnet, da diese ebenso wir die Erdnußallergiker
plötzlich und unerwartet Kontakt mit dem für sie lebensbedrohlich
wirkenden Allergen haben können.
Avoiding peanuts may result in recurrence of allergy
from the Journal of Allergy & Clinical Immunology
Children
who keep avoiding peanuts after they outgrow their peanut allergy
have a higher risk that their peanut allergy will return, according
to a study in the November 2004 Journal of Allergy &
Clinical Immunology (JACI). The JACI is the peer-reviewed
journal of the American Academy of Allergy, Asthma & Immunology
(AAAAI).
For
their study, David M. Fliescher, MD, Johns Hopkins University
School of Medicine, and colleagues studied 68 patients who had
previously outgrown their peanut allergy. They sought to determine
the percentage of patients who reacquire peanut allergy later;
identify any risk factors for recurrent peanut allergy; and
develop specific recommendations for treating patients who have
outgrown peanut allergy.
Based
on questionnaire results, repeat peanut-specific IgE levels,
and repeat food challenges, the researchers found that patients
who have outgrown their peanut allergy have approximately an
8% chance of it reoccurring. The study found this risk is significantly
higher in patients who continue to avoid eating peanut after
their allergy is resolved.
Based
on the study's results, researchers recommend that patients
eat concentrated forms of peanut at least once a month after
outgrowing their peanut allergy in an attempt to maintain their
tolerance to peanut.
Researchers
also recommended that patients and families who rarely eat peanuts
or eat them in limited amounts after outgrowing their allergy
should continue to carry epinephrine at all times.
The
AAAAI is the largest professional medical specialty organization
in the United States
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